Samstag-Abend


Wozu würden wir denn leben,

Wenn nach dem verdammten Streben

Nicht der Samstag Abend wär′

Mit dem Sonntag hinterher?

 

Fehlt′ es uns an diesem Ziele,

Möcht′ ich wirklich sehn, wie viele

Noch bereit beim Hahnenschrei

Wären zu der Rackerei!

 

So hingegen läßt sich′s tragen -

Tröstet′s doch, schon nach sechs Tagen

Arbeitsamer Höllenpein

Immer wieder faul zu sein!

 

Mit dem Batzen in der Tasche

Hockt man dann bei Krug und Flasche,

Hört als kunstgeneigter Mann

Einen Widihupfauf an;

 

Spricht nicht mehr, als zur Verdauung

Nötig ist und Auferbauung -

Regt sich ′mal die Phantasie,

Kneift sein Schätzgen man ins Knie.

 

Ja, ′s ist alles richtig wieder,

Sinkt die Samstagssonne nieder!

Schmunzelnd geht im Publikum

Dann sein lieber Gott herum.



(* 1866-12-04, † 1928-03-29)



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