Den Lichtgenossen


Ein Weihnachtslied

 

Hundert Kerzen trägt die Fichte,

Prangt in ihrem Silberlichte

Wie ein reicher Märchentraum -

So als hundert Seelenflammen

Stellt das Schicksal uns zusammen,

Lichter uns am Lebensbaum.

 

Und wir Nachbarn in der Runde

Einen uns zum Feuerbunde:

Heller strahlt ein heitrer Glanz!

Wo der eigne Schimmer endet,

Was der andern Glut gespendet,

Wohl kein Flämmchen weiß es ganz.

 

Doch wenn eines tiefer brannte,

Schneller seine Kraft versandte,

Flackernd in die Nacht verging:

Merkt ein jedes von uns Frohen,

Die noch ruhig weiterlohen,

Was es Licht von ihm empfing!

 

Einmal dann im Dämmerraume

Am verödet düstern Baume

Brennt ein letztes noch allein,

Von sich selber nur zu zehren

In dem Dunkel, in dem leeren -

Mög′ nicht ich dies letzte sein.



(* 1866-12-04, † 1928-03-29)



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