Weihnachten 1859


An Emilie

 

Gekommen ist der heil′ge Christ

Die ganze Stadt voll Lichter ist;

Auch unsre sollen brennen.

Die Sorgen weg und zünde an,

Ich will derweil, so gut ich kann,

Dir meine Wünsche nennen.

 

Empfang zuerst ein Strumpfenband,

Das ich für dreißig Pfengk erstand

Bei Fonrobert im Laden.

Ich wünsche dir, geliebtes Weib,

Bald wieder einen dünnem Leib

Und etwas dick′re Waden.

 

Empfang alsdann ein Kontobuch,

Fürs Credit ist es groß genug,

Fürs Debet etwas kleine.

Indes, es heißt ja: "rund die Welt",

Der Beutel wird mal wieder Geld

Und hilft uns auf die Beine.

 

Und drum zuletzt den heißen Wunsch,

Daß unsres Schicksals dicker Flunsch

Bald hübsch′ren Zügen weiche,

Und daß ein bißchen Sonnenschein

Zieh wieder endlich bei uns ein

Und unser Herz beschleiche.



(* 1819-12-30, † 1898-09-20)



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