Lied auff eine Französische Melodey


Dir / O mein Leben!

bin ich ergeben /

Ich tuh auch / was ein Diener kan /

dennoch / mein Licht /

lohnst du mir nicht /

wie du wohl schuldig /

weil ich gedultig

die Marter nehme an.

Wer wil vertragen

so große Plagen /

und haben keinen Lohn davohn?

bist nicht ein Knecht /

Der Treu und Recht

dient / und gedultig /

den Lohn auch schuldig?

drümb gib mir meinen Lohn.

Zwahr deinen Willen

magst du erfüllen /

dennoch dien ich dir nicht umbsonst /

wilt du / mein Licht /

mehr mir denn nicht /

wilt du / mein Leben /

mehr mir nicht geben /

so gib mir deine Gunst.

Wo dise Gaben

ich nicht kan haben /

so werd ich grau auff einen Tag /

wo ich dis nicht

erlang / mein Licht /

daß deine Straalen

auff mich frey fallen /

verlohren ist die Sach.

Schau der Welt Sachen /

wie eß die machen /

wie eß vohn anfang ist gemacht /

Schaw an das Vieh /

das sich / ohn Müh /

fein pflegt zu paaren /

laß uns auch fahren

den Weg / da Glücke lacht.

Soll′n dan die Zeiten

vohrüber schreiten /

in den′n die Jugend Bluhmen bringt /

ohn Lust und Freud /

in lauterm Leid?

komb doch / mein Leben /

du kanst mir geben /

wohrnach die Jugend ringt.

Ich wil gedenken /

du wirst mir schencken

für meine Müh die zarte Schoß /

und was noch mehr

ich auch begehr /

kom / meine Sonne /

komb meine Wonne /

mach mich der Seuffzer loß!

Wo diese Gabe

ich nuhr bloß habe /

so werd ich frey von aller Noht;

geschiht eß nicht /

daß mir mein Licht

die Gunst wil geben /

kan ich nicht leben /

bin schon fast lebend todt.

Drümb diss Bedingen

lass mir gelingen;

mein Lieb / wo du mich lieb gewinst /

so liebe recht /

wie ich dein Knecht;

lass sich nicht enden

die Lieb / noch wenden /

so hab ich den Verdienst.

Lass sich nicht enden /

noch einmahl wenden

die Liebe und Bestendigkeit /

so kan ich seyn

ganz ohne Pein /

lass dich nicht lencken /

du must gedencken

Wo Lieb ist / ist auch Neid.



(* 1621-02-14, † 1638-07-31)



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