Königsberg′sche Wehrlieder - 2. Hans von Sagan


Schustergesellenlied.

 

1813.

 

Hans von Sagan war geheißen

Einst ein fröhlicher Gesell,

Der im schönen Lande Preußen

Hat gefochten kühn und schnell.

 

Wo vom alten Bürgerwesen

Viel der goldnen Worte stehn,

In der Chronik ist zu lesen,

Wie er ließ die Fahnen wehn.

 

Ordensfahne war gesunken

Und die Feinde drangen an,

Hans von Sagan muthestrunken,

Stand ein rechter Landwehrmann.

 

Wußte tapfer dich zu schirmen,

Königsberg, du gute Stadt,

Die in Brücken und an Thürmen

Und an Schönheit Reichthum hat.

 

In zwei schmalen dunkeln Gassen,

An des alten Pregels Rand,

Aus den Buden winkt gelassen

Schwarzes Aug′ und weiße Hand.

 

»Grüß euch Gott, ihr schönen Mädchen,

Laßt mich weilen vor der Fahrt,

Will euch näh′n mit festem Drähtchen

Die Pantoffeln weich und zart.«

 

Oben wohnen die Studenten,

Sitzen bei dem schwachen Licht,

Wenn wir nicht Studenten kennten!

In die Kammer laßt sie nicht.

 

Schneider sind zum Spott erlesen

In dem weiten deutschen Land.

Schneiderwerk und Schneiderwesen

Dienet auch zu Putz und Tand.

 

Schusterarbeit hält die Proben

Auf der Reise und im Feld,

Schusterarbeit muß man loben,

Die das Herz gesund erhält.

 

Schneider will den Leib umfahen,

Schuster kniet vor seinem Kind,

Sich in Züchten ihr zu nahen,

Bleibt er immerdar gesinnt.

 

Darum sie zum Tanze führen

Darf er am Johannisfest,

Wo der schönste Fuß sich spüren

Gern im schönsten Schuhe läßt.

 

Hans von Sagan war geheißen

Einst ein muthiger Gesell,

Der allhier im Lande Preußen

Hat gefochten kühn und schnell.

 

In der Vorstadt mit der Fahne

Auf dem Brunnen steht sein Bild,

Preußenmädchen, gelt, ich ahne,

Was dein freies Herz erfüllt.

 

Horch die hellen Trommeln schallen,

Schau′, das junge Volk erwacht,

Freudig aus des Remters Hallen

Zieh′ ich in die blut′ge Schlacht.

 

Lebe wohl Gesellenlade,

Du mein werther Aeltermann,

Meistertochter, deren Gnade

Ich im treuen Dienst gewann.

 

Von der Landwehr sollt ihr hören,

Auch von mir dem Landwehrmann;

Schuster steht in hohen Ehren,

Welcher näh′n und fechten kann.

 

Immer bleib′ ich am Gewerke,

Wo Hans Sachs die Lieder singt,

Hans von Sagan′s Heldenstärke

Hoch die Kreuzesfahne schwingt.



(* 1783-12-11, † 1817-12-11)



Weitere gute Gedichte von Max von Schenkendorf zum Lesen.