Wir saßen am Fischerhause


Wir saßen am Fischerhause,

Und schauten nach der See;

Die Abendnebel kamen,

Und stiegen in die Höh′.

 

Im Leuchtturm wurden die Lichter

Allmählich angesteckt,

Und in der weiten Ferne

Ward noch ein Schiff entdeckt.

 

Wir sprachen von Sturm und Schiffbruch,

Vom Seemann, und wie er lebt

Und zwischen Himmel und Wasser

Und Angst und Freude schwebt.

 

Wir sprachen von fernen Küsten,

Vom Süden und vom Nord,

Und von den seltsamen Völkern

Und seltsamen Sitten dort.

 

Am Ganges duftet′s und leuchtet′s,

Und Riesenbäume blühn,

Und schöne, stille Menschen

Vor Lotosblumen knien.

 

In Lappland sind schmutzige Leute,

Plattköpfig, breitmäulig und klein;

Sie kauern ums Feuer, und backen

Sich Fische, und quäken und schrein.

 

Die Mädchen horchten ernsthaft,

Und endlich sprach niemand mehr;

Das Schiff war nicht mehr sichtbar,

Es dunkelte gar zu sehr.



(* 1797-12-13, † 1856-02-17)



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