Der sterbende Fechter


Längst – bewältiget einst von wildanstürmender Mehrzahl –

Lebt’ als Sklave der Fürst im weltherrschenden Rom.

Er im germanischen Wald bei Schlacht und Jagden voran stets,

Folgte dem mürrischen Wink trüblicher Meister jetzt nach,

Fels auf Fels herwälzend mit riesiger Kraft in den Baugrund,

Bis sich in üppiger Pracht zierlich die Villa erhob.

Stumm erduldend, verschmähend die Kunde weichlicher Mundart,

 

Wog er im mächtigen Geist düster sein herbes Geschick.

Da mit eins – erhört ein Gott den sehnendsten Wunsch ihm? –

Wo hochherrlicher Bau aufstrahlt zum wölbenden Himmel,

Ringsum drängend gereiht, nicht Zuschauer – ein Volk!

 

Holde Frauen voran im Liebreiz blühender Schönheit,

Priester und Greise geschart. Ritterlich grüßt er den Kreis,

Und ein jubelnder Dank schallt ringsher laut ihm entgegen.

Und ein gewappneter Mann tritt gegenüber ihm auf.

Was nun auch gelte der Kampf, ob Unschuld rettend zu rächen,

Ob mit blinkendem Schwert Frag’ an die Götter hinauf,

 

Willig bereit ist der Fürst. Was möchten Prieser und Frauen

Anschau’n, als nur, was groß gilt und den Göttern genehm?

Freudevoll hört er den Ruf der anmutigen Hörner des Kampfes,

Kämpft, und ringet, und siegt, Jubel begrüßt ihn auf’s neu.

 

Neuer Feind auch erscheint, um wieder besiegt zu erliegen.

Jubel ertönet; und stets Kampf dann und Jubel und Kampf

Wechselt, bis nun in der Brust dem Fürsten die rühmliche Kraft stockt.

Aber die rühmliche Scham schließt ihm zur Klage den Mund.

Und so ringet er fort, bis endlich den Matten ein Roß trifft:

 

Blutig sinket er hin auf den bewahreten Schild,

Höret das Jubelgeschrei, und hört es freudig. „Sie bringen“ –

Denkt er im mutigen Sinn – „wie ein Wallhallgeleit

Schön mit Ehrengejauchz!“ Ernst sieht sein Blut er verrinnen. –



(* 1777-02-12, † 1843-01-23)



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