Am Albanersee
Rings von Kühlung sanft umgossen,
Ruhend in des Haines Schooß,
Von der heil′gen Fluth umflossen,
Wieg′ ich mir Gedanken groß;
Töne schweben hin und wieder
In dem leichten Blätterspiel,
Bilder tauchen auf und nieder
Aus der Woge tief und kühl.
In der Grotte leicht umschleiert,
Wo das Brünnlein perlend quillt,
Weilt die Schwermuth still und feiert
Ihrer Sehnsucht holdes Bild!
In des hellen Aethers Räume
Steigt des hehren Berges Haupt,
Und jahrtausendalte Bäume
Halten ihm die Stirn umlaubt.
Tief im grünen Uferkranze
Ruht Albano′s dunkle Fluth,
In der Wolken leichtem Tanze
Schwebt des Abends Purpurgluth;
Schimmer sinken leis′ hernieder
In das tiefgesenkte Blau,
Und auf luftigem Gefieder
Trinkt die Lerche Himmelsthau.
Aus der duftumglänzten Ferne
Ragt Tiburnus′ Haupt empor,
Und es steigen gold′ne Sterne
Aus des Meeres Schooß hervor;
Dort, wo nun das Höchste trauert,
Was die Zeit hervorgebracht,
Sank von Wehmuth trüb umschauert
Phöbos hin in Roma′s Nacht!
Steigen einst die Flammenrosse
Aus Saturnus Burg herauf?
Bändigt mit dem Lichtgeschosse
Er der Zeiten wilden Lauf?
Setzt er seinen Ahnherrn wieder
Auf den alten Segensthron?
Kehrt Asträa siegreich wieder,
Und vertheilet Straf′ und Lohn?
Tönen frohe Hirtenflöten
Wieder durch Evanders Wald?
Schwebt durch stille Abendröthen
Numa′s heilige Gestalt?
An Camilla′s Sarkophage
Trauert noch der Nymphen Lied?
Und ertönt Diana′s Klage
Noch um ihren Hippolyt?
Hin und wieder sanft gezogen
Schwebt Mnemosyne dahin,
An des alten Tibris Wogen,
Mit erinn′rungsvollem Sinn;
Ihres Götterbusens Fülle
Schwellt der Thaten Vollerguß;
Und in dieser heil′gen Stille
Schöpfet ewig sie Genuß!