Damis
Als ich mir noch die süßen Küsse raubte,
Die Phillis itzt mir unerwartet giebt;
Da hab ich sie mehr, als ich selber glaubte,
Mehr als mich selbst, hab ich sie da geliebt.
Phillis
Als Damis Herz zuerst für mich entbrannte;
Da war mein Glück dem Glück der Fürsten gleich.
Als er mich noch sein braunes Mädchen nannte;
Galt mir sein Kuß mehr, als ein Königreich.
Damis
Nun macht die Eh der alten Gunst ein Ende,
Und Doris nur befeuret meinen Trieb.
Wie drückten wir einander jüngst die Hände!
Wie war ich ihr, wie war sie mir so lieb!
Phillis
Itzt könnt ich mich an Thyrsis Kuß ergetzen,
Der meine Reu, nicht ohne Mitleid, hört.
Er ist bereit, mir Damis zu ersetzen,
Und ach! sein Kuß ist einer Sünde werth.
Damis
Wie? wenn ich itzt die alte Gunst erneute?
Wie? wenn ich dich, die mich zuerst entzückt,
Durch einen Kuß der ersten Art erfreute,
Daß Doris säh, wie mich dein Bund beglückt!
Phillis
Ich seh es oft aus deinen satten Blicken,
Daß in dein Herz ein kleiner Kaltsinn schleicht:
Doch darf nur ich Dich an mein Herze drücken;
So ist für mich kein Liebster, der Dir gleicht.