Verwunderte Strophen


Mädchen! Bist du ein Wunder!

Daß du aufleuchtend dastehst! Und lebst!

Und Fleisch bist! Wunder du und Hirngeborenes,

das da war, als ich außer mir selbst geriet

in quälender Nacht,

da ein anderer seinen Arm dir um die Hüften legte!

 

Du! Nah! lodernd nah!

Du bist mein Atem!

Du bist meine Flamme,

die hinstirbt, wenn ich meine Sehnsucht dämpfe!

Wenn ich mein Leben zurückdämme! -

Nun aus der Ferne muß ich deine Lichter anstaunen.

Aber meine Sehnsucht ist vorstoßend ein Feuersturm!

Und mein Leben ist eine Geistgewalt in die Weite!

 

Deine Augen sind zwei Spielkinder,

die mit blanken Händen eine Fackel

vorhalten,

träumend fast, eine blaue Brandfackel

hinstrecken in mein Herz. -

Halt! Halt! Wartet!

Ein Faß voll Dynamit ist dort verstapelt:

drauf habe ich unvorsichtig

die Treue,

die Ehre der Freundestreue niedergelegt.



(* 1890-01-06, † 1914-09-26)



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