I. Ein Gott
Steig herab von deinem Thron,
Alter Gott der Welten,
Steig herab mit deinem Sohn -
Nur der Geist soll gelten.
Und das neuernde Geschlecht
Ist darum nicht böser,
Wird der Geist, nach seinem Recht,
Schöpfer und Erlöser.
II. Neues Osterlied
Bekränzet euch mit Blättern
Der immergrünen Au,
Laßt euern Jubel schmettern
Ins frische Himmelblau!
Der Geist ist auferstanden,
Er stieg im Frühlingslauf,
Befreit von Todesbanden,
Vom Wintergrabe auf.
Mit frischem Grün bekränzet
Das gottverklärte Haupt,
Das neue Lieb umglänzet,
Udn neue Wunder glaubt!
Die Freiheit ist erstanden,
Die Wahrheit hat gesiegt -
In ewigen Todesbanden
Der alte Zweifel liegt!
III. Allerseelentag
Es brennen hell die Kerzen,
Umtönt von Weh und Klag -
Das ist ein Tag der Schmerzen
Der Allerseelentag.
Da füllt sich wol mit Thränen
Manch Aug, das nie geweint,
Der Wehmut banges Sehnen
Da manches Herz vereint.
Da steigen aus den Hügeln
Die lieben Toten heraus,
Die Kinder alle mit Flügeln,
Die Mädchen mit Blumenstrauß.
Die Mütter mit tiefen Schmerzen,
Verklärt von der Liebe Licht,
Die Männer mit blutigem Herzen
Und schmerzlichem Angesicht. -
Der Kinder Flügel klingen:
Das ist ein lichter Tag!
Die Mädchen traurig singen:
Ach, daß es nicht blühen mag!
Die Mütter jammern im Reigen
O, wär ich bei dir, mein Kind!
Die Männer aber schweigen,
Ihr Haar zerwühlt der Wind.
Und ihre Augen flammen
Voll Schmerz ins Leben hinein,
Als müßte Alles zusammen
Auflodern im Morgenschein.
Und ihre Herzen schlagen,
Als wären es Worte laut,
Die bang das Leben fragen:
Wann wirst du der Freiheit Braut?
Es brennen hell die Kerzen -
Der Tag nicht siegen mag, -
Das ist ein Tag der Schmerzen
Der Allerseelentag!
IV. Christnacht
Im Jubel hoher Gesänge
Ist Alles auferwacht,
Die Engelschaar der Klänge
Weht hin durch heilige Nacht.
Vom Himmel wirft seine Skalen
Des Geistes lichter Stern,
Erlösend aus langen Qualen,
Und Alles folgt ihm gern.
Drei Könige einsam Wandern —
Die Liebe, die Freiheit, das Glück,
Die werden verdrängen die Andern
Und lassen sie nimmer zurück
Es wird aus bangem Dunkel
Geboren der junge Hag,
Ter uns mit Stralengefunkel
Aus der Macht erlösen mag.
Drei Könige leuchtend kommen -
Die Liebe, die Freiheit, das Glück,
Und der Tag ist hell entglommen,
Und die Nacht kehret nimmer zurück!
V. Gebet
Urkraft, die du Sterne brennen,
Die du blühen läßt im Feld,
Ja, ich will dich Vater nennen
Meines Lebens, deiner Welt. —
Vater! mit dem Sonnenblicke,
Den ich tief im Herzen trag,
Leite wieder mein Geschicke,
Gib mir wieder frohen Tag!
Deinen Schutz will ich ja immer,
Und mein Herz füllt Liebe aus,
Kenne dich im Sterngeflimmer,
Kenne dich im Sturmgebraus.
Herr! und daß ich liedersingend,
Jubelnd zieh durch deine Welt,
Daß mir oft — nach Freiheit ringend
Manch ein lautes Wort gefällt,
Herr! das hat dich nie verdrossen!
Und den Drang der Freiheitslust
Hast du mir ja selbst gegossen
Liebend einst in meine Brust!