Das Spiel


In schäbigen Sesseln frechgeschminkte Weiber,

In deren Blick ein süsslich Lächeln girrt,

Geziert bewegen sie die magren Leiber,

Juwel und Gold an ihren Ohren klirrt.

 

Am Spieltisch rings Gesichter fahl, verbissen.

Zahnlose Kiefer, leichenblass der Mund,

Zitternde Finger, hin und her gerissen,

Fiebrisch durchwühlend leerer Taschen Grund.

 

Am schmutzigen Plafond die bleichen Lichter

Erhellen nur mit einer trüben Glut

Die finstren Stirnen der berühmten Dichter,

Die hier vergeuden ihren Schweiss, ihr Blut.

 

Dies ist das schwarze Bild, das oft in Träumen

Vor meinem klaren Blick mich selbst enthüllt,

Ich seh′ mich stumm und kalt in schmutzigen Räumen

Die Arme aufgestützt, von Neid erfüllt.

 

Voll Neid auf dieser Männer zähe Triebe,

Auf dieser Weiber finstre Lustigkeit,

Die schamlos hier verkaufen ihre Liebe

Und eines alten Ruhms Unsterblichkeit.

 

Wirr schreck′ ich auf. – Wie könnt′ ich sie beneiden,

Die ′s in den Abgrund reisst mit blinder Wut,

Die lieber Qualen als den Tod erleiden

Und lieber als das Nichts der Hölle Glut.



(* 1821-04-09, † 1867-08-31)



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