1. Rügen
Tief und still
in grauem Regen
liegen Wald und
liegen Wiesen ...
tief und still
mit müden, schweren
Wellen
schleppt das Meer zum Strand ...
graue Möwen
flügelschlagend
schreien um die Kreidefelsen,
und im weißen
Dunst der Ferne
zieht in breitgeballter Wolke
dicken Qualmes,
wie der schwarze
Schwan des Todes,
horizontentlang ein Dampfer,
tief und still
in grauem Regen.
2. Herbst
Ueber den See hin
braut der Nebel
lautlos leise ...
Wie große weiße
seltsame Spinnen
rinnt und spinnt es
über die Wasser,
lautlos leise ...
und im Schilf
die großen
Rosen
schließen fröstelnd ihre Kelche.
Lautlos leise
rinnt und spinnt es
Uferholz-entlang
und höher
durch die Gitter
in die Gärten,
über spielzertretene Rasen,
über welke Blumenbeete ...
Am Verandafenster, lauschend,
tief in weichen, weißen Kissen,
träumt ein Mädchen ...
und von ihres sonnenlosen
Gartens herbstverfallenen Rosen
suchen ihre sehnsuchtgroßen
stillen Augen
weit in’s weite
letzte müde Abendrot ...
Und
lautlos leise
rinnt und spinnt es
um das Fenster
durch das Weinlaub ...
und lautlos leise
küßt es die weiße
Stirn ihr
und den lächelnden Mund.
3. Totensonntag
Trostlos traurig grau in grau:
Himmel,
Dächer,
Straßen,
Menschen ...
trostlos traurig grau in grau ...
wie mit hungergieriger Lippe
saugt ein ungeheures Schweigen
Licht und
Luft und
Leben an sich
und mit grauenstummer Marter
überschleicht es
und bekriecht es
herzblut-tief- und tiefer-saugend
Himmel,
Dächer,
Straßen,
Menschen,
qualvoll hilflos grau in grau.